Ich
bin gekommen um als Freiwilliger im Projekt "Pura Vida
Skateboarding" von Christian Petzold und skate-aid zu arbeiten.
Nach 2 Jahren Vorbereitungszeit kam Petzi im Januar an, um
Vorbereitungen zu treffen für die Ankunft der Baucrew im März.
Gefördert durch Nike, Carharrt und skate-aid kamen dann
schließlich Jan Kliewer, Chet Childress, Al Partanen, Alex Irvine,
Hjalte Halberg, Gabriel Engelke, Arne Fiehl und weitere nach San
Isidro de El General, um mit den Chic@s aus dem Barrio innerhalb
weniger Wochen einen Betonskatepark hochzuziehen. Als Location wurde
auf den letzten Drücker mit Hilfe eines Lokal-Politikers ein
Sportgelände im Barrio Rosa Iris auserwählt.
Seitdem
besteht der Skatepark und wird täglich zwischen 7.30 und 22 Uhr
genutzt. Für die Chic@s aus dem Barrio ist es so ziemlich das
einzige Angebot in ihrer Nähe wo sie sich entfalten können und wo
ihr Talent gefördert wird. Sie haben kein regelmäßiges
Schulangebot, da der Staat keine ausreichenden Kapazitäten für die
Anzahl der Kinder schafft. Gerade die Kinder aus armen Haushalten
fallen dabei durch's Raster - einige unserer Chic@s können nicht
lesen und schreiben. Vorletzte Woche haben die Lehrer gestreikt, da
sie den ganzen Tag mehrere Schichten Unterricht geben müssen und
offenbar überfordert sind.
Deshalb
sind die ersten schon morgens vor 8 Uhr bei Pura Vida. Es ist eine
Begegnungsstätte und ein Ort zum auspowern. Damit bietet der Park
eine Alternative zum häufig praktizierten Drogenkonsum und dient als
der einzig drogenfreie Raum in ihrem Umfeld.
Bisher
war es für Petzi und seine Freundin Luise allerdings schwierig die
Regeln zu überwachen. Sie können nicht täglich vor Ort sein. Auch
der begonnene Englischunterricht wurde vor ca. 6 Wochen abgebrochen,
da die beiden sich um andere Dinge kümmern mussten.
Timo
Kliche und ich sind nun die ersten Freiwilligen, die den Tagesbetrieb
von Pura Vida strukturieren und verstetigen werden. Hierzu richten
wir uns gerade eine Unterkunft und einen Arbeitsplatz auf dem Gelände
ein. Es sind fünf einfache Räumlichkeiten vorhanden, von denen wir
einen Raum mit Dusche und Toilette als Unterkunft und einen Raum als
Aula für Unterricht nutzen werden. Bisher haben wir nur Stühle und
eine Matratze, aber der Raum hat Potenzial und wir haben kürzlich
Bambus geschlagen um Möbel zu bauen.
Heute
machen wir das erste offizielle mit allen Nutzern des Parks auf dem
wir unsere Pläne und Visionen sowie die Regeln des Parks
kommunizieren werden. Direkt im Anschluss werden wir außerdem
anfangen verstärkt mit den chic@s zu arbeiten.
Wir
werden Reparaturen und Erweiterungen am Skatepark durchführen, einen
Garten anlegen, Englisch-, Skate- und Umwelt-Workshops anbieten, das
Gelände aufräumen und rein halten, etc. Es gibt auf jeden Fall
genug zu tun hier. In alle Arbeiten werden wir die chic@s einbeziehen
und ihnen für ihre Hilfe Punkte gutschreiben, die sie gegen
Skateboardequipment eintauschen können. Dafür hoffen wir auf ein
Stuffpaket aus Deutschland mit Spenden von skate-aid und Sponsoren.
Wir haben nämlich nichts mehr hier von dem bisher gespendeten Stuff.
Ihre
Ausrüstung mit Stuff ist teilweise katastrophal. Einige fahren
barfuß, andere mit komplett zerfledderten Schuhen. Die Boards sind
oft angebrochen und Nose und Tail runtergefahren. Täglich fehlt es
jemandem an einem Kugellager, einer Schraube oder einem
Lenkgummi. Häufig fehlen auch die Gummis in denen der Pivot
sitzt - ich kenne nicht einmal das Wort dafür da ich das Teil noch
nie wechseln musste - was man dann unverkennbar im ganzen Park hören
kann. Bei Lenkgummis können sie sich noch mit Gummi von
Autoreifen oder Fahrradschläuchen helfen, aber z.B. bei Kugellagern
oder einem gebrochenen Deck bleibt den Chic@s nichts anderes übrig
als irgendwie an Geld zu kommen um den teuren Stuff kaufen zu können.
Einige wie Steven (12 Jahre) und Junior (13 Jahre) gehen
dann auf die Kaffeeplantage, wo sie am Tag 3000 Colones (4,54 €)
verdienen. Ein günstiges Board kostet 28000 Colones - sie müssen
dafür also 10 Tage unter härtesten Bedingungen arbeiten. Andere
versuchen an Geld zu kommen indem sie klauen - auch von anderen
Besuchern des Skateparks bzw. Sportgeländes. Auch hier müssen wir
während unseres Aufenthaltes dringend ansetzen!
Von
dem letzten Leihboard, das wir hier noch haben, werden gern die Lager
heimlich ausgetauscht - man kann es ihnen kaum verübeln. Mit solchen
Situationen ist dann schwierig umzugehen - wir sind täglich vor
solche pädagogischen Herausforderungen gestellt, wo wir entscheiden
müssen wie wir mit unfairem Verhalten umgehen. Sie zu sanktionieren
oder zu verbannen ist schwierig, da für einige der Skatepark so
ziemlich das einzige im Leben ist was ihnen Halt gibt. Ich bin froh
mit Timo jemanden zu haben, der sich durch sein Studium der Sozialen
Arbeit zumindest in der Theorie gut damit auskennt. Ich kann viel von
ihm und dem Alltag hier lernen und wir erarbeiten uns gemeinsam
Strategien um sie soweit zu bringen, dass sie verantwortungsvoll mit
„ihrem“ Park und dem dazugehörigen Equipment umgehen.
Costa
Rica wurde gerade zum glücklichsten Land der Welt erkoren und es
heißt immer das Land sei "Die Schweiz Mittelamerikas" -
wer aber die Augen aufmacht sieht schnell dass der neue Reichtum aus
Ökotourismus und junger Industrie nur einem Teil der Bevölkerung
vorbehalten ist.
Wir
arbeiten an einem Skateclip im Park, der auch dazu dienen soll neue
Freiwillige für das Projekt zu gewinnen. Unser Aufenthalt ist mit 3
bzw. 5 Monaten sehr kurz in Anbetracht der Aufgaben die hier zu
erledigen sind und der angestrebten Verstetigung. Wir brauchen Gelder
um den Park erweitern, Lehrmaterial kaufen und den Raum einrichten zu
können. Ab Januar bedarf es außerdem SkateboarderInnen die gerne
als Freiwillige bei Pura Vida arbeiten möchten.
Es
ist jetzt der Moment wo das Projekt durchstarten und sich etablieren
kann. Das Interesse in der Bevölkerung ist da, aber es fehlt wie
gesagt noch an finanziellen Mitteln, Strukturen und Manpower.
Skate-aid
aus Münster (Adresse unten) organisiert für uns eine Verschiffung.
Falls sich ein Shop oder eine Privatperson dazu bereit erklären
möchte, gebrauchte Boards und andere Hardware einzusammeln – wir
wären euch sehr dankbar! Bitte sprecht euch ggf. mit skateaid
(Kontakt unten) ab.
Weiterhin
kann mit einer direkten Geldspende auf unten angegebenes Konto
geholfen werden und für Firmen besteht die interessante Möglichkeit
für eine Finanzspritze ab 1000€ ein Firmenlogo auf der Website und
in der Dokumentation, die Petzi für das deutsche Fernsehen
produziert, zu platzieren.
Mittelfristig
wollen wir natürlich auch mit Politikern und Geldgebern aus San
Isidro bzw. Costa Rica zusammenarbeiten. Dem ersten Eindruck nach
gibt es hier allerdings keine starken Förder- und
Stiftungsstrukturen und auch die nationalen Skateboardmedien und
-firmen sind sehr auf San Jose fokussiert und werden Pura
Vida vermutlich erst nach entsprechendem Medienoutput
tatsächlich unterstützen. Bisher kam da trotz mündlicher Zusagen
jedenfalls noch nichts...
Ich
bin froh ein Teil von Pura Vida zu sein und meine Energie in dieses
sinnvolle Projekt zu stecken. Für mich persönlich ist es eine tolle
Abwechslung zum deutschen Alltag. Ich entwickle mein Skateboarding in
dem anspruchsvollen Park und an den roughen Streetspots weiter und
lerne sehr viel über die hiesige Kultur, über das Leben unter
schwierigen Lebensumständen, Pädagogik, den Bau mit Bambus und
Beton, die spanische Sprache und mich selbst.
Diese
Mail soll euch einen Überblick über das Projekt und unsere neuen
Aufgaben verschaffen. Ich freue mich über jeden Zuspruch, jede
Unterstützung und jede Frage.
Ich
grüße euch herzlichst aus dem überwältigenden Costa Rica!
___Carsten
Beneker___
Voluntario
Pura Vida Skateboarding
Adresse
Skateaid:
Titus
Dittmann Stiftung
z.Hd.v.
Pura Vida Costa Rica
Scheibenstraße 121
48153 Münster
Kontoinhaber:
skate-aid e.V.
Kontonummer: 156159
Bankleitzahl: 36020030
Kreditinstitut: National-Bank Essen
Verwendungszweck: Spende
Costa Rica
IBAN: DE46 3602 0030 0000 1561 59
SWIFT-BIC:
NBAGDE3EXXX
Spenden
per Paypal und Kreditkarte:
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