Eigentlich ein Tag wie jeder andere auch. Der umweltbewusste Geschäftsmann steht früh morgens in Anzug und Regenjacke an einem deutschen Kleinstadtbahnhof. Der tägliche triste Start in den Arbeitstag hat über Jahre Spuren von Gefangenheit und Gleichgültigkeit in seinem Gesicht hinterlassen. Vielleicht aber ist er auch einfach nur müde.
Im Zug sitzen eine Hand voll Jugendliche und planen das kommende Wochenende. Der geplante übermäßige Konsum von Alkohol scheint ihnen wirkliche Probleme zu bereiten. Die Qual der Wahl der Getränke und des richtigen Outfits führen zu Meinungsverschiedenheiten, welche einige von ihnen, mit der Artikulation eines Spastikers, lautstark anheizen.
Im gleichen Moment sitzt ein arbeitsloser Mann gehobenen Alters vor seinem Fernseher in den neuen Bundesländern. Sein Wohnzimmer wirkt eher wie eines dieser Ostalgie-Museen, wie ein halbwegs modernes Wohnzimmer. Im TV läuft ein Bericht über eine Mutter die offensichtlich schwere Probleme bei der Erziehung ihrer jugendlichen Tochter hat. Die Wortwahl und Artikulation der Tochter erinnern sehr stark an die Jugendlichen, die er letztens noch im Supermarkt gesehen hat. Kopfschüttelnd murmelt er vor sich hin: “Zur Zeit der Republik gab es so was nicht, ich hatte Arbeit und solchen Strolchen hätte man die Ohren lang gezogen!“
Zur gleichen Zeit im Iran, verkündet Ajatollah Ahmed Chatami seine Forderung die Gegner des Regimes mit der Todesstrafe zu belegen. Somit wird den Menschenrechten ein weiterer herber Tritt verpasst und den bis hier hin schon unzumutbaren Lebensumständen der Regimegegner, wird ein weiterer Dolchhieb versetzt. Mutige Menschen demonstrieren unter Einsatz ihres Lebens weiter für Gerechtigkeit und Freiheit.
Zeitgleich entsteht ein Massenauflauf von weinenden Menschen vor einem Krankenhaus in Los Angeles. „Ist es eine kollektive Trauer über die Zustände im Iran?“ dachte sich vielleicht eine vorübergehende Passantin. Doch kurze zeit später sieht sie es in einer Sondersendung im TV. Einer der größten Musiker unserer Zeit ist seinem Leben erlegen.
Ich sitze indessen an den letzten Schliffen meiner Diplomarbeit und mache mir Gedanken.
Was macht ihr?
3 Kommentare:
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Nicht eine Stunde. Mein Kopf ist voll mit tausend Dingen, aber nicht etwa mit dem Examen heut morgen. Ansonsten hätte ich wohl kaum die Datensammlung vergessen und mir damit selbst das vorzeitige Aus beschert. Die letzten zehn Tage hätte ich auch besser nutzen können.
Seit ich vorgestern meine Rückreise in 2 Wochen gebucht habe ist alles so nah und ich stelle mir vor wie es sein wird wieder zurück zu sein...Mein Kopf ist leider immer noch viel zu voll mit eigenen Angelegenheiten.
Die Geschehnisse der Welt verfolge ich auch recht fleißig. In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Die Jungs aus dem Zug hab ich nicht vermisst und sie werden die ersten sein die ich auf der Fahrt von Schönefeld nach Kreuzberg zu sehen bekommen werde...
Danke für die Prosa!
Ich bereite mich auf München vor.
Habe gestern erst ne Wohnung klarmachen können.
Puh...
Dienstag gehts los...
Gruß Tim
Ich denke nicht mehr drüber nach, womit sich der Rest der Welt beschäftigt.
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